Vor kurzem bin ich mal wieder meiner eigenen Branche fremd gegangen und habe einen Kongress besucht, von dessen Existenz ich bis dato nichts wusste. Auf die Idee hat mich der Organisationsberater und Gründer der Beratergruppe “all in one spirit” Matthias zur Bonsen mit seinem Newsletter gebracht. Der Titel des Kongresses hat mich gleich gepackt: „Kairos – den Wandel gestalten“.
Rückblickend kann ich sagen: Da war Kairos im Spiel!
Das Leben um uns herum ist komplex. Immer wieder hören wir aus den unterschiedlichsten Richtungen, dass es sogar noch komplexer wird und sich immer schneller verändert. Die Welt wartet stets mit neuen Herausforderungen auf. Kaum scheint das Eine begriffen und bewältigt zu sein (oder nach wie vor noch die Gemüter zu bewegen), kommt schon das nächste, mit dem wir uns auseinandersetzen müssen. Noch mehr davon und es wäre zum Verrücktwerden.
Warum wir unsere Welt sehen, wie wir sie sehen. Oder: Was wir nicht sehen, wenn wir unsere Welt nur so sehen, wie wir sie sehen.
Viele tun es: täglich ein- bis mehrmals durch Facebook und andere soziale Netzwerke surfen. Einfach so. Vielleicht gibt’s ja etwas Neues, oder wir erfahren etwas von unseren Freunden, das uns interessiert, eine abonnierte Seite schickt einen interessanten Artikel ins Netz, ein Kontakt hat Geburtstag und ich werde aufgefordert, Glückwünsche zu senden. Oder ich finde im Vorbeiscrollen dies hier und lese erstmal drüber weg. Beinahe weiter geklickt. Warte mal! Nochmal zurück. Lesen. Genau lesen. Und die Anweisung am Ende befolgen:
Klaus Heil und Susanne Reuter zur Frage, wie „Systemisches Fundraising“ in der Fortbildung funktioniert (Teil 3).
Fortbildung wird in einen Entwicklungsprozess integriert: Das Wie zeigt die Prozessarchitektur.
Erinnern Sie sich noch an Teil 2? Der endete so: Wir wissen, dass systematisches und professionell durchgeführtes Fundraising nicht von allen als eine passende und selbstverständliche Aktivität oder gar als wirklich notwendige Säule zur Finanzierung und Zukunftssicherung gesehen wird. Das hat vor allem mit den – gewachsenen und durchaus gewollten – Strukturen der betreffenden Organisation oder Einrichtung zu tun. Diese Strukturen existieren nicht nur formal, sondern spiegeln sich auch in den Einstellungen und Haltungen der jeweiligen (haupt- oder ehrenamtlichen) Mitarbeitenden wider. Wir finden also jeweils eine Kultur vor, die Fundraising in ganz unterschiedlicher Weise ermöglicht oder behindert, möglicherweise sogar beides zugleich, je nach Größe der Organisation.
Den Werkzeugkasten einfach mal im Keller verstauen.
„Angesichts der überall präsenten Aufforderung zu ständigem und lebenslangem Lernen, der sich eigentlich niemand mehr entziehen sollte, muss gefragt werden, ob das Fass nicht irgendwann überläuft. Ist es da nicht zweckmäßig, auch das Verlernen in Erwägung zu ziehen?
In lockerer Reihenfolge stellen sich unsere Teammitglieder mit Ihren „Lieblingsthemen“ im Fundraising und in der Beratung vor. Heute : Peter Iversen-Schwier und die Leidenschaft für Komplexität.
Peter Iversen-Schwier agiert als Dozent, Berater und Begleiter
Vor kurzem traf ich einen Kollegen, ja schon, fast Freund, den ich lange nicht gesehen hatte. Trotz der langen „Beziehungspause“ begrüßte er mich nämlich sehr freundschaftlich mit den Worten: „Hallo Peter – du bist ja auch schon von Anfang an dabei…“ Klingelt da etwas im Hinterkopf der gestandenen FundraiserInnen unter Euch?
Ich heiße Peter Iversen-Schwier, bin bald 50 Jahre alt und in der Tat bin ich mit dem Fundraising schon sehr lange verbunden. Nach meinem Studium der Theologie in Heidelberg begann ich als Diplom-Theologe eine Ausbildung im systemischen Sozialmanagement. Der Leiter dieser Ausbildung begrüßte uns damals mit den Worten: „Sie dürfen so sozial bleiben wie Sie schon sind – Sie müssen jetzt nur noch rechnen lernen.“ Dieser Aspekt begleitet mich seitdem in meinem Leben: Soziales Engagement in Zahlen fassen und in der Balance halten – das ist ein Geheimnis hinter „Datenbanken“.
Die Bedingungen, unter denen wir leben, arbeiten und lieben verändern sich in den letzten zwanzig Jahren rasant. Nach einer gefühlten Ewigkeit von Stabilität und immerwährendem Aufschwung – die in Wirklichkeit gar nicht so lange gedauert hat – scheinen die Dinge um uns herum stets aufs Neue in Frage gestellt zu werden. Eine „Revolution“ löst die nächste ab. Auf „Generation X“ folgt „Generation Y“ und jüngst „Generation Z“. Jetzt müssten wir mit den Umlauten weiter machen…
Nur eines scheint sich nicht zu ändern: Das Gefühl, dass „die da oben“, die uns leiten und führen, wechselweise ohne Ahnung sind, oder borniert, unfähig, ohne soziale Kompetenz, Antreiber ohne Sinn und Verstand – die Liste ließe sich unschwer verlängern.